Kapitel 247Muttergefühle



Kapitel 247


Muttergefühle


Gail:


Wir sind auf den Weg zurück nach Seattle. Jackie schläft seelenruhig in ihrem Maxi Cosi und Sophie hat sich an mich gekuschelt und schluchzt immer noch. Immer wieder rede ich beruhigend auf sie ein versuche ihr zu sagen, das alles gut werden wird. Jason ist noch stinksauer und schaut finster auf die Straße. Ich weiß das wir noch miteinander reden müssen, aber ich bereue nichts von dem was Rose und ich getan haben. Immerhin konnten wir Sophie so aus dieser Hölle befreien. Nachdem was sie uns alles berichtet hat, konnte ich nicht anders, ich musste ihr helfen. Okay gut vielleicht hätten Rose und ich etwas nachdenken sollen und Jason, sowie Christian bitten können sofort zu kommen, aber die Zeit war ja nun mal gegen uns. Und das dieser Bruce schon erfahren hat, das wir Sophie abgeholt haben, das konnten wir ja nicht ahnen. Ich hoffe einfach nur, das wenn Jason die ganze Geschichte kennt, er uns vielleicht ein wenig besser verstehen kann. Und das Rose und den Babys nichts passiert ist.


"Gail, es tut mir so Leid. Wenn ich nur vorher mit euch gesprochen hätte. Werden Mommy und Rose wieder gesund?"


Flüstert Sophie mit tränenerstickter Stimme mir zu und ich streiche ihr beruhigend über den Rücken und sage ganz leise:


"Sophie, nichts von dem was passiert ist, war deine Schuld. Und bestimmt werden die beiden wieder gesund. Mach Dir keine Vorwürfe. Es war einzig und allein die Schuld von Bruce. Doch hab keine Angst, bei uns bist Du in Sicherheit."


Sophie will gerade was erwidern als Jasons Handy klingelt und er den Anruf annimmt. Aus der Freisprechanlage ertönt Hanks Stimme und ich bin mehr als erleichtert zu hören, das Rose und den Würmchen nichts passiert ist. Das Amanda nicht bei Bewußtsein ist, macht mir natürlich Sorgen, doch ich darf mir das nicht anmerken lassen. Als Jason das Telefonat beendet hat, fragt Sophie:


"Daddy was hat das zu bedeuten? Was ist mit Mommy? Und was wird aus mir, wenn Mommy im Krankenhaus bleiben muss. Ich muss doch zur Schule. Aber ich will nicht zu Bruce."


Jason wirft mir einen verunsicherten Blick im Rückspiegel zu und ich nicke ihm aufmunternd zu. Denn Sophie ist ein schlaues Mädchen und es hätte keinen Sinn sie anzulügen, deshalb ermuntere ich Jason.


"Keine Sorge Sophie, du musst bestimmt nicht zu Bruce zurück. Du bleibst bei uns. Was Bruce gemacht hat, war eine Straftat und er wird dafür sicher ins Gefängnis kommen. Dafür werde ich schon sorgen. Was Amanda angeht, Sophie, ich weiß es nicht. Ich werde nachher ins Krankenhaus fahren und schauen wie es ihr geht. Und wenn sie Besuch empfangen kann, dann fahren wir gemeinsam hin. Okay?"


Sophie nickt nur und scheint ganz in ihre eigenen Gedanken versunken. Die Kleine tut mir so Leid und ich kann mir kaum vorstellen wie es in ihr aussieht. Jason schaut weiter konzentriert auf die Straße und so hängen wir alle unseren Gedanken nach. Zum Glück dauert es nicht lange, bis wir unser zu Hause erreichen. Denn Jackie ist aufgewacht und hat großen Hunger. So das ich mich gleich mit ihr ins Schlafzimmer zurückziehe, während Jason, seiner Tochter unsere Wohnung zeigt. Wir haben noch ein großes Gästezimmer, das Sophie selbstverständlich haben kann. Wenn es mit dem Jugendamt glatt läuft, dann richten wir es natürlich nach ihren Wünschen ein.


Nachdem Jackie satt und frisch gewickelt ist, lege ich sie wieder hin, da sie mir auf dem Arm eingeschlafen ist. Von Sophie und Jason ist nichts zu sehen und so gehe ich in die Küche und mache erstmal eine heiße Schokolade, die wird Sophie sicher gut tun. Kurz darauf kommen auch Jason und Sophie in die Küche. Mein Mann sieht ziemlich mitgenommen und wütend aus. Und auch Sophie hat rot geränderte Augen und es ist nicht zu übersehen, das sie erneut geweint hat.


"Ich bin drüben bei Christian. Wir wollen trainieren."


Teilt Jason uns mit und Sophie sieht mich mit ängstlichen Augen an, als wir die Tür ins Schloss fallen hören. Ich bitte sie sich an den Küchentisch zu setzen und versuche dann herauszubekommen was passiert ist.


"Ist Daddy sauer auf mich?Immerhin hab ich ihm gerade alles erzählt, was ich euch gesagt habe."


Fragt Sophie, als ich mit dem Kakao zum Tisch zurückkehre. Das Jason sauer ist, das ist mir nicht entgangen, aber bestimmt ist er nicht sauer auf Sophie, sonder wütend auf mich Rose, Amanda und Bruce. Daher sage ich:


"Nein Sophie. Jason ist bestimmt ganz stolz auf dich, denn ohne dich hätte Tim deiner Mom nicht helfen können und wenn Du dich uns nicht anvertraut hättest, dann hätten wir dir nicht helfen können. Dein Daddy ist sauer auf Bruce und er muss seiner Wut Luft machen, daher geht er rüber zum Trainieren. "


Zum Glück kauft Sophie mir das alles ab und ich versuche sie auf andere Gedanken zu bringen. Sie erzählt mir von ihrer Leidenschaft für Pferde und wirkt ganz traurig, weil Bruce ihr verboten hat reiten zu gehen. Aber sie fängt sich schnell wieder als sie mir berichtet wie sie ihr Zimmer einrichten möchten. Denn das scheint ihr zu gefallen. Und als Jackie wach wird, möchte sie gleich mit ihr kuscheln. Die beiden zusammen auf dem Boden zu sehen, wie sie miteinander kuscheln lässt mein Herz aufgehen und ich bin stolz auf dieses tapfere Mädchen. Ich frage Sophie, ob ich sie kurz alleine lassen kann und ob sie auf Jackie aufpasst, damit ich eben zu Rose gehen kann. Natürlich möchte sie ganz die große Schwester, gerne auf Jackie aufpassen. Und so kann ich mich persönlich vergewissern, das es Rose gut geht.Kurz tauschen wir die Neuigkeiten aus, ehe unsere Männer wieder kommen. Jason und Christian sehen zwar etwas entspannter aus, doch ich weiß das bei meinem Mann der Schein durchaus trügt. Gemeinsam mit Jason gehe ich daher wieder rüber. Er spielt noch eine Weile mit Jackie und Sophie, so das ich mich in der Küche an die Vorbereitung für das Abendessen machen kann. Ein wenig später kommt Sophie dann zu mir und bittet mich mit ihr zu Rose zu gehen, da sie sich selber davon überzeugen will, das es Rose gut geht.


Sophie scheint sich immernoch Vorwürfe zu machen, das spüre ich ganz deutlich und daher kann ich ihr den Wunsch auch nicht abschlagen. Jason wird währenddessen auf Jackie aufpassen. Natürlich ist Rose die angespannte Stimmung zwischen mir und Jason nicht entgangen und so bietet sie Sophie an, bei ihr zu bleiben und mit ihr einen Film zu schauen. Ich forme ein lautloses Danke mit den Lippen und Rose lächelt mir aufmunternd zu. Mit zittrigen Knien, mache ich mich auf den Weg zurück. Denn ich weiß das dieses Gespräch, sicher kein Zuckerschlecken wird. Jason kommt gerade aus Jackies Zimmer, als ich allein zurück komme:


"Wo ist Sophie?"


Raunzt er mich an. Ich atme einmal tief durch und sage ihm dann:


"Sophie ist bei Rose. Die beiden schauen einen Disneyfilm, damit wir uns in Ruhe unterhalten können. "


Kaum das ich den Satz zu Ende gesprochen habe, da legt Jason auch schon los.


" Verdammt Gail, was habt ihr euch nur dabei gedacht? Kannst Du Dir ansatzweise vorstellen wie es Christian und mir ging? Weißt Du was wir uns für Sorgen gemacht haben? Nach allem was ihr gehört habt und zu was Bruce in der Lage ist, da hätte euch doch klar sein müssen, das ihr Amanda und Sophie nicht so einfach da raus holen könnt. Und noch dazu hast Du nicht nur dich sondern auch Jackie in Gefahr gebracht. Wie konntest Du nur?"


"Nun halt aber mal die Luft an Jason. Ich weiß das es nicht richtig war, dich nicht einzuweihen. Aber da Sophie dich ja nicht sehen wollte und Amanda zu keinem Gespräch bereit war, sah ich keine andere Möglichkeit, als Sophie in der Schule zu besuchen. Ich dachte das Jackie ihr vielleicht helfen kann sich zu öffnen. Was sie uns dann aber alles berichtet hat, das konnte doch keiner ahnen. Ich wollte doch nur, das Du deine Tochter wieder sehen kannst und das wir endlich eine glückliche Familie sind. Aber nachdem alles aus Sophie herausgebrochen ist, konnten wir sie doch nicht zurück in ihr Unglück gehen lassen. Außerdem hatte sie uns versichert, das Bruce nicht zu Hause sein wird. Wie er herausgefunden hat, das wir Sophie abgeholt haben, weiß ich nicht. Aber glaube mir Jason, ich liebe Sophie wie Jackie, das hab ich immer schon und nach allem was sie mir und Rose berichtet hat, da sind meine Muttergefühle mit mir durchgegangen und ich hatte nur einen Gedanken. Du musst dieses Kind beschützen."


Jason starrt mich mit großen Augen an und scheint das eben gehörte erstmal zu verarbeiten. Wahrscheinlich wird ihm jetzt auch erst richtig bewusst was Sophie ihm erzählt, denn auf einmal lässt er sich auf die Knie sinken und fängt an hemmungslos an zu weinen. Ich begebe mich sofort auf seine Höhe und lege die Arme fest um ihn.


"Es tut mir so Leid Gail. Ich wollte dich nicht so anmachen, aber ich war so sauer. Denn eigentlich muss ich doch meine Kinder beschützen und nicht Du. Ich hatte einfach das Gefühl versagt zu haben und dann ist da noch diese Wut auf Amanda und Bruce. Ich habe einfach nicht gesehen was eure eigentliche Motivation war. Die Angst um euch, hat mich gelähmt und ich konnte einfach nicht klar denken. Dabei müsste ich Dir einfach nur Dankbar sein, denn wer weiß was ohne euer zutun noch geschehen wäre. Sophie hat mir alles erzählt und ich bin wirklich stolz auf sie. Auch das sie Tim das Versteck mit dem Schlüssel genannt hat. Womit habe ich euch drei tollen Frauen nur verdient. Gail Ich liebe dich und die beiden Mädchen über alles."


Diese Reaktion hatte ich nicht von Jason erwartet. Aber es zeigt mal wieder das unter der harten Schale eben auch ein weicher Kern steckt. Und ich bin froh das er unsere Beweggründe nun auch akzeptiert. Ich nehme sein Gesicht in meine Hände und schaue ihm tief in die Augen und sage dann:


"Schatz, es ist nicht deine Schuld und Du hast auch nicht versagt. Ich liebe Dich und die beiden Mädchen auch über alles und natürlich hast Du uns verdient. Ich bin nur froh das Du mir das verziehen hast und wie gesagt wir wollten nur dein und Sophies Bestes. Aber nun lass uns gemeinsam nach vorne blicken. Wir müssen zusammenhalten, besonders für Sophie. Denn sie braucht nun all die Liebe und Geborgenheit, die wir ihr geben können."


Dann küssen wir uns und in unserem Kuss legen wir all unsere unausgesprochenen Worte und Emotionen. Nur der Schrei von Jackie lässt uns auseinander fahren und wir sind zurück im hier und jetzt. Während ich mich um die kleine Prinzessin kümmere, macht Jason sich frisch und fährt ins Krankenhaus um Neuigkeiten von Amanda zu bekommen. Ich bereite das Abendessen zu Ende vor und gehe dann gemeinsam mit Jackie rüber zu Christian und Rose, wo CJ und Christian auch gerade nach Hause kommen. CJ präsentiert mir stolz seine gebackenen Cupcakes und zieht einen fetten Schmollmund, als Rose ihm sagt, das wir erst Abendessen und die Cupcakes zum Nachtisch dran sind. Doch Sophie lenkt ihn schnell ab und die beiden freunden sich schnell an.


Das Christian auch auf mich sauer ist, entgeht mir nicht. Daher bitte ich Rose kurz auf Jackie aufzupassen und gehe dann mit ihm in sein Arbeitszimmer. Natürlich macht Christian mir auch gleich Vorhaltungen, doch genau wie bei Jason atme ich tief durch und versuche ihm unsere Beweggründe klar zu machen. Nachdem ich ihm alles erklärt und ihm berichtet habe, was Sophie uns anvertraut hat, lässt er sich auf seinen Stuhl sinken. Anscheinend hat er Rose noch nicht mal die Zeit gegeben um ihm alles zu erklären. Denn die Neuigkeiten scheinen ihn mehr als zu erschüttern. Und so lasse ich ihn erstmal allein in seinem Arbeitszimmer zurück.


Eine Stunde später kommt Jason aus dem Krankenhaus zurück und nach dem wir gemeinsam mit Rose, CJ und den anderen zu Abend gegessen haben, wird es Zeit das er Sophie und mir berichtet was er in Erfahrung gebracht. Die neuen Informationen und der bevorstehende Besuch vom Jugendamt, lassen mich nicht wirklich schlafen. Und ich hoffe nur das wir das gemeinsam alles meistern.

Comment