Kapitel 188Wie kann man nur so naiv sein?

Kapitel 188


Wie kann man nur so naiv sein?


Christian:


Ich habe Leila wirklich falsch eingeschätzt. In den letzten 24 Stunden lerne ich sie von einer ganz anderen Seite kenne. Ob sie schon immer so war? Sie beschäftigt CJ, lacht viel in seiner Nähe und ist einfach liebevoll. Auch mit Rose versteht sie sich gut, aber wer tut das nicht? Natürlich ist Leila auch deutlich anzumerken, wie sehr sie die Situation belastet und dennoch scheint sie stärker als je zuvor. Ob sie sich in den zwei Jahren so verändert hat, oder immer schon so war ,kann ich wirklich nicht beurteilen. Es hat mich auch damals nie gekümmert. Hauptsache war, eine willige Sub, die gesundheitlich, aber auch physisch fit war. Private Dinge, geschweige denn Gefühle hatten nie etwas in meinen Beziehungen zu suchen. Das änderte sich erst, als Rose in mein Leben trat.


Wie richtig die Entscheidung, Leila und Meilo, mit zu uns zu nehmen war, sehe ich an meinem Sohn. Meilo hat ihn voll in seinen Bann gezogen. Und als er mit den Keksen und seinem Wunschzettel zu mir kommt, weiß ich wirklich, das Leila nur das Beste für uns will. Klar Versuche ich CJ zu erklären, das Santa sicher nicht jeden seiner Wünsche erfüllen wird, doch das scheint ihm nichts auszumachen. Was das Thema Geschenke betrifft, da muss ich mich mit Rose Mal drüber unterhalten, wenn der Spuck hier vorbei ist.


Nachdem CJ wieder zu Rose gegangen ist, mache ich mich mit Hank auf in den Fitnessraum. Ich muss meiner Wut, nein meinen Hass auf Elena Luft machen. Und so bearbeite ich den Sandsack, wie ein Irrer.


"Christian, es reicht. Du bist schon völlig am Ende. Du brauchst deine Kräfte noch, für deine Familie."


Auch wenn ich es ungern zugebe, aber Hank hat recht. Und so beende ich mein Training. Kaum das ich aus der Dusche und frisch angezogen bin erreicht mich ein Anruf von Scofield. Ich traue meinen Ohren kaum, als ich die Geschichte von dem Trucker höre. Und ich glaube daß sich einer einen üblen Scherz mit uns erlauben will. Doch als Leila uns bestätigt das es Kosenamen zwischen ihr und Tracy sind, keimt auch in mir ein wenig Hoffnung auf. Wobei ich immer noch denke, das Elena sie gezwungen haben könnte.


Am Nachmittag kommt dann Detektiv Daniels zu uns. Zum Glück macht CJ gerade seinen verspäteten Mittagsschlaf und bekommt von alldem nichts mit. Ich bitte Ihn, seine Kollegin, deren Namen ich vergessen habe, Leila, Rose und Hank in mein Arbeitszimmer. Detektiv Daniels, ein älterer, aber gut trainierter Mann, so um die 50 Jahre kommt gleich zum Punkt.


"Mr. Grey wir wollten sie auf den neuesten Stand der Ermittlungen bringen. Deshalb sind wir hier."


"Und weil..."


Mischt sich seine Kollegin ein, die aber sofort den Mund hält, als sie den strengen Blick ihres Chefs sieht. Dieser fährt einfach unbeirrt fort.


"Also Dr.Prolog ist inzwischen vernehmungsfähig und seine Aussage klingt auch durchaus glaubwürdig. Er behauptet, Mrs. Lincoln vorgespielt zu haben, in sie verliebt zu sein. So wollte er sich ihr Vertrauen erschleichen und herausbekommen, was sie plant. Denn das sie irgendwas vor hat, hatte ihm sein Bauchgefühl gesagt. Nun ja an diesem Abend wollte er sie nun soweit bringen und hatte einen kleinen Medikamentencocktail in ihr Weinglas gemixt. Doch irgendwie muss sie Verdacht geschöpft haben und hat so die Gläser vertauscht. Alles was danach passiert ist, weiß er nicht mehr. Erst als er im Krankenhaus wieder zu sich gekommen ist, da setzt sein Gedächtnis wieder ein."


Ich bin fassungslos. Rose und Leila schauen den Detektiv entsetzt an. Und ich muss mich wirklich beherrschen, nicht die Fassung zu verlieren.


"Und das glauben Sie ihm einfach so oder was? Der gute Herr Doktor will doch nur seine Haut retten. Im Leben würde er doch nicht zugeben, das er eine Affäre mit ihr hatte. Wir wissen alle wie gut Elena darin ist Menschen zu manipulieren."


"Mr. Grey, nun beruhigen sie sich bitte. Seine Aussage wird auch von seinen Blutergebnissen gestützt. Des weiteren hat er immer wieder betont, das sein Kollege Dr. Kellermann ihn sehr wohl vor dieser Frau gewarnt hat. Aber anscheinend hat er die Warnungen nicht ernst genug genommen."


"Wie naiv kann man den bitte schön sein. Dieser Arzt gehört auf der Stelle eingewiesen. Ist ihm eigentlich klar, in welche Gefahr er uns damit gebracht hat?"


Bricht Leila auf einmal ihr Schweigen und überrascht schauen wir sie alle an. Rose legt eine Hand auf ihr Knie und versucht sie damit zu beruhigen. Doch auch ich muss ihr da zu stimmen. Jedoch bringt uns das jetzt nicht weiter. Deshalb Stelle ich eine andere Frage.


"Haben Sie denn inzwischen eine Spur von Mr. Lincoln, oder den anderen drei Personen die wir vermissen? Konnte der Trucker ihnen helfen?"


"Nein Mr. Grey, leider konnten wir Mrs. Lincoln noch nicht auffinden. Jedoch sind wir davon überzeugt das Sie sich noch auf der Insel aufhält. Die Informationen des Trucker haben uns noch nicht weiter gebracht, aber wir warten noch auf die ersten Baupläne des Gefängnis. In dem Schutzbunker, den wir geräumt haben, befanden sich lediglich Besucher und Mitarbeiter. Leider hat aber keiner von ihnen, eine der Personen gesehen. Auf dem Überwachungsvideo des Parkplatzes, kann man auch nur sehen, wie die drei in Richtung Gebäude laufen. Daher gehen wir weiterhin davon aus, das die drei sich irgendwo versteckt halten. Die Gebäude wurden mehrfach umgebaut und erweitert, daher kann es sein, das sich da noch weitere Räume befinden, die auf den aktuellen Plänen nicht eingezeichnet sind."


Verdammt das bringt uns jetzt aber auch nicht viel weiter. Allerdings lässt mich ein Gedanke nicht los und Rose scheint dasselbe zu denken, denn sie fragt:


"Wie kommen Sie darauf, das Elena, also Mrs. Lincoln noch auf der Insel ist?"


"Nun Mrs. Grey zum einen gibt es keinen Anhaltspunkt dafür, das sie auf irgendeine Art und Weise die Insel verlassen hat. Desweiteren hat sie einen Wachmann in ihrer Gewalt und wir denken, es wird nicht lange dauern, dann wird sie mit uns in Kontakt treten."


"Einen Wachmann? Woher wissen Sie das Detektiv?"


"Nun Mrs. Grey auf dem Video des Ausgangs Tores ist zu sehen, wie der Wachmann Brian von Mrs Lincoln überrascht und mit einer Spritze niedergestreckt wird. Dann schleift sie ihn weg. Was danach geschieht kann ich ihnen nicht sagen. Das liegt außerhalb der Kamera Reichweite."


Da wir keine weitere Fragen mehr haben, verabschieden sich die Detektivs. Hank bringt sie hinaus. Und er kann noch einige Wortfetzen erhaschen, die mein Gefühl, das die beiden uns irgendwas verschweigen, nur bestätigen. Die beiden Detektives haben sich zwar nur zu geflüstert doch Worte wie, es muss eine andere Lösung geben, Mrs. Grey ist schwanger, im äußersten Notfall und hineinziehen, konnte Hank deutlich verstehen. In mir keimt ein schlimmer Verdacht auf. Und wenn ich mir Hanks Gesichtsausdruck ansehe, denkt er dasselbe.   

Comment